Letzter Kraftakt beim Megaprojekt Erlebensraum Lippeaue in Hamm: Baustelle bis Ende 2022 fertig

2022-08-31 08:58:27 By : Ms. Amee Wang

Finale im „Erlebensraum Lippeaue“: Das Megaprojekt nördlich der Innenstadt von Hamm soll Ende 2022 fertiggestellt sein. Bis dahin gibt es aber noch jede Menge Arbeit. Wir bringen Licht in den Dschungel der Maßnahmen.

Hamm – Im „Erlebensraum Lippeaue“ reibt man sich in diesen Tagen den Winterschlaf aus den Augen und sammelt Kraft: Diese wird auf der flächenmäßig deutlich größten Baustelle der Stadt Hamm auch dringend benötigt, denn das Anfang 2019 begonnene Projekt soll und muss bis Ende 2022 fertiggestellt werden, weil dann der Anspruch auf die Fördermittel ausläuft. (Hier klicken für unser Spezialressort zum Thema Erlebensraum.)

Es geht also nicht nur ins vierte Jahr, sondern auch ins Finale – für die WA-Redaktion Grund genug, das verantwortliche Projektteam aus Mitarbeitern der Stadt Hamm und des Lippeverbands um eine Zwischenbilanz und vor allem um einen Ausblick auf die verbleibenden Herausforderungen zeitlicher, finanzieller und logistischer Art zu bitten.

Welches waren die Bauschwerpunkte seit dem Beginn, inklusive einer Bewertung, wo es besonders glatt lief und wo nicht beziehungsweise welche ursprünglich geplanten Projektteile (warum und wie) verändert werden mussten?

Neben der umfangreichen Verlegung des Deichs war vor allem die Errichtung des Plateaus, die in 2019 beschlossen wurde, eine herausfordernde Maßnahme. Allein hierbei wurden rund 110.000 Kubikmeter Boden aus dem Erlebensraum verbaut und durch diese Weiternutzung rund 18.000 Lkw-Fahrten durch das Hammer Stadtgebiet eingespart. Was hervorzuheben ist, ist die gute Zusammenarbeit von Lippeverband, Stadt Hamm und den weiteren Beteiligten, der es zu verdanken ist, dass bereits viele Maßnahmenabschnitte erfolgreich umgesetzt werden konnten.

Welches waren seit Baubeginn Anfang 2019 (über alle drei Projektbereiche hinweg) die größten Herausforderungen und warum?

Insgesamt birgt ein Projekt dieser Größenordnung, zum Teil auf Flächen inmitten der Innenstadt, einige Herausforderungen. Zum einen müssen die Interessen aller Beteiligten betrachtet und gegebenenfalls in die Planungen einbezogen werden und zum anderen Zeitpläne etc. eingehalten werden.

Eine besondere und zu Projektbeginn ungeahnte Herausforderung ist durch die Corona-Pandemie entstanden: Diese hat teilweise zu Baustellen-Stillständen, Lieferengpässen und notwendigen Umstellungen in Abläufen geführt und so einiges durcheinandergewirbelt. Insgesamt konnten diese Auswirkungen im weiteren Projektverlauf aber gut abgefedert werden, trotzdem ist ein etwa dreimonatiger Verzug geblieben.

Auf welchem Weg und auf welche Weise werden die Besucher künftig den Erlebensraum von der Innenstadtseite erreichen? Gibt es inzwischen einen neuen Sachstand insbesondere auch zur Münsterstraßenbrücke?

Die Besucher werden den Erlebensraum bis auf weiteres weiterhin über die Münsterstraßenbrücke erreichen. Es entsteht unmittelbar nördlich der Brücke über die Lippe ein neuer Eingangsplatz, der mit Treppenanlagen (Lauftreppen und Sitzstufen) die Möglichkeit des „Ankommens“ und den Zugang in den Auenpark bietet.

Wo wird es voraussichtlich noch haken, beziehungsweise in welchen Bereichen wird es wohl absehbar zu Verzögerungen kommen?

Es wird voraussichtlich zu keinen Verzögerungen kommen, wenn Corona uns keinen „Strich durch die Rechnung“ macht.

Mit Blick zum Beispiel auf den „Lippestrand“ im Sommer, die Sport-/Freizeitangebote beziehungsweise den Auenpark als Ganzes, den „verlegten“ Fahrradweg sowie die Wege durch den „Öko-Bereich“: Werden einzelne Teilbereiche des Erlebensraums absehbar nacheinander für die Nutzung frei gegeben oder zu gegebener Zeit der komplette Bereich kompakt?

Aufgrund der gesamten Baustellenlogistik und der Verknüpfung einzelner Bauleistungen, wird der Auenpark nach Fertigstellung als Ganzes freigegeben werden. Eine abschnittweise Freigabe ist leider nicht möglich.

Wird es – Stand jetzt – eine besondere öffentliche Einweihung des fertigen Erlebensraums geben? Wenn ja: Wie könnte diese aussehen?

Ja; die Vorüberlegungen laufen. Sobald die Fertigstellung des Projekts zeitlich konkret absehbar ist – und es die Pandemie zulässt – werden wir die Öffentlichkeit informieren und den Erlebensraum Lippeaue in einem entsprechenden Rahmen eröffnen.

-> Anfang des Jahres erfolgt die Ausschreibung der Baumaßnahmen zur Oberflächengestaltung des Auenparks.

-> Beginn der Baumaßnahmen (Anlage Eingangsplatz, inkl. Treppenanlage aus Geh- und Sitzstufen, Wegesystem, Sportanlagen, Pflanzungen, etc.) voraussichtlich ab Frühjahr 2022.

-> Umsetzung des Bewirtschaftungskonzeptes auf den Grünlandflächen zwischen Kläranlage Mattenbecke und Fährstraße.

-> Geplant ist ein Grünlandkomplex aus extensiven (naturnah bewirtschafteten) Mähwiesen und Weideflächen.

-> Dabei steht besonders der Schutz und die Entwicklung von Lebensräumen für verschiedene Wiesenvögel im Fokus.

-> Im Projektgebiet ist bereits eine Vielzahl an Fuß- und Radwegen vorhanden.

-> Zum weiteren Ausbau des Wegesystems innerhalb des Gebietes und zur besseren Anknüpfung an die angrenzenden Bereiche werden ergänzend zum bestehenden Wegesystem und zum Wegesystem des Auenparks (Bestandteil des Teilprojektes „Auenpark“) neue Wege mit einer Gesamtlänge von rund 500 Metern angelegt sowie etwa 1600 Meter bestehende Wege ertüchtigt.

-> Als neue Wegeverbindung wird es vom westlichen Abschnitt des Deichseitengrabens (kurz vor dem Gelände des Ruderclubs) aus in Richtung Norden einen Verbindungsweg bis zur Kläranlage geben. Aufgrund eines dort vorhandenen Höhenversprungs im Gelände muss die Passierbarkeit durch eine Treppenanlage in Kombination mit einer barrierearmen Rampe erreicht werden.

-> Des Weiteren wird zwischen Mühlenkolk und oberem Mühlengraben ein Stichweg zur nördlich gelegenen Schlossmühle angelegt.

-> Die Baumaßnahmen zur Umsetzung des Wegeneubaus und der Ertüchtigung der Bestandswege sollen im Sommer dieses Jahres beginnen.

-> Außerdem werden zwei Vogelbeobachtungshütten entlang des Deichseitengrabens errichtet. Von hier aus können die Besucherinnen und Besucher ungestört die Tierwelt im Lebensraum Röhricht beobachten.

-> Die knapp zehn Meter hohen Spundwände wurden 2021 auf einer Länge von 1300 Metern in den Boden eingelassen und ersetzen den alten Deich.

-> Überirdisch ragen sie drei Meter aus der Erde und werden seitlich mit Erdmaterial angeschüttet.

-> Das Aufschütten rechts und links der Spundwand zwischen Mattenbecke und Fährstraße hat Anfang Juli 2021 begonnen.

-> Abschluss dieser Arbeiten mit Wegebau und Oberbodenandeckung voraussichtlich Ende des III. Quartals 2022 – hier sind Landschaftsbauarbeiten noch ausgenommen.

-> Bis Anfang 2023 wird die Anlage noch an die Umgebung angepasst.

-> Im Projektgebiet „Erlebensraum Lippeaue“ sollen Naturschutz und Naturerleben gleichzeitig gefördert werden. Um die gemeinsame Nutzung und die unterschiedlichen Ansprüche an den offenen Raum zu erfüllen, gilt es daher die Besucher mit Rücksicht auf die sensiblen Lebensräume durch den Erlebensraum zu leiten.

-> Ziel ist es, Tier- und Pflanzenarten sowie ökologische Abläufe nicht zu stören und Ruhezonen zu garantieren.

-> Besucher/innen sollen gezielt mit Hilfe eines Informationssystems durch das Projektgebiet geführt werden; gleichzeitig werden auf den Tafeln die Maßnahmen des Projektes sowie die Besonderheiten des Gebietes aufgearbeitet und vermittelt.

-> Schweinemersch: Bauliche Umsetzung zur Umgestaltung der Trafostation an der Münsterstraße zu einer Aussichtsplattform ab Frühjahr 2022.

-> Geplant ist die Anschüttung eines Aussichtshügels.

-> Auf dem Hügel wird es eine Plattform zum Aufenthalt geben.

-> Zudem werden hier Informationen zur Stadtgeschichte von Hamm, Ökologie der Lippeaue und Informationen zum bereits umgesetzten Projekt „Archäologie und Schule“ bereitgestellt.

Welchen Stand gibt es in Sachen Pflege und Nachhaltigkeit? Werden tatsächlich Schafe im Erlebensraum weiden? Wird ein Ranger ansässig sein? Wird eine Natur-Kita errichtet? Und... Wird es eine „Aufsicht“ im Erlebensraum geben, um eine Vermüllung und möglichen Vandalismus zu verhindern? Und was können Sie zu den Zeiträumen dieser zuvor kommunizierten möglichen Planungselemente sagen?

Die Frage der Unterhaltung und Pflege wird durch einen Pflegeplan, der in der Erarbeitung ist, festgelegt. Die Zuständigkeiten und auch die Überlegungen einer Beweidung und der Einsatz von Rangern werden derzeit geprüft und diskutiert.

Seit Projektbeginn steht die Investitionssumme 38.400.000 Euro im Raum; 7,4 Millionen davon müsse die Stadt Hamm stemmen. Sind das die Summen, die bis Ende 2022 Bestand haben werden, oder hat sich daran noch etwas verändert? Wenn ja, in welcher Weise?

An den Summen hat sich nichts geändert. Die Stadt Hamm trägt einen Anteil am Gesamtprojekt von 7,4 Millionen Euro, wobei wiederum der Eigenanteil der Stadt Hamm daran 10 Prozent (also etwa 740.000 Euro) beträgt; 90 Prozent (6.660.000 Euro) dieses Anteils werden durch Fördermittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.

Die weiteren Kosten tragen der Lippeverband bzw. das Land NRW über das „Programm Lebendige Lippe“.