Baubiologische Sanierung – baubiologie magazin

2022-09-10 14:19:00 By : Mr. Kevin Wang

Mit Holz eingepackt: Das kleine Steinhäuschen in der Nähe von Salzburg liegt inmitten der Natur. Der Umbau durch den Baubiologen IBN Michael Mark verwandelte die spartanische Ferienwohnung mit Holz zu einem komfortablen, wohngesunden Eigenheim.

Die österreichische Gemeinde Hof ist, trotz ihrer Nähe zur Stadt Salzburg, ländlich strukturiert. Mit dem öffentlichen Nahverkehr oder über die Westautobahn erreicht man leicht die Innenstadt von Salzburg. Hof, in dessen Nähe die zahlreichen Seen des Salzkammergutes beginnen, ermöglicht somit ein naturnahes Wohnen im Grünen, bei guter Infrastruktur. Hier lässt es sich gut leben.

Unsere Bauherren haben dort vor wenigen Jahren ein Hanggrundstück erworben, das mit einem kleinen Häuschen von nur rund 45 m2 Wohnfläche bebaut war. Um die Vorzüge der Südhanglage mit Weitblick von Ost bis West und auf den imposanten Untersberg zu genießen, akzeptierte das junge Paar die etwas beengte Wohnsituation nach Art einer Ferienwohnung.

Vor allem in den Wintermonaten zeigten sich die Schwächen des nicht gedämmten Steinhauses auf rund 800 m Seehöhe. 25 cm Ziegel-Außenwände, Bodenplatte und Dach ohne Dämmung sowie einfach verglaste Fenster führten zu einem enormen Heizenergiebedarf. Dieser musste zum Teil mit elektrischen Nachtspeicheröfen gedeckt werden, was kaum effizient und vor allem sehr teuer war. Wäre der alte Warmluft-Kachelofen nicht gewesen, so hätte kaum eine Chance bestanden, eine angemessene Raumtemperatur zu erreichen.

Unsere ökologisch denkenden Bauherren wollten die unbefriedigende Situation der Energieverschwendung beenden und wünschten sich darüber hinaus für die Zukunft ein Wohnen mit allen baubiologischen Vorzügen. Sie wünschten sich vor allem ein behagliches Wohlfühlklima bei relativ geringem Energieeinsatz.

Innerhalb der alten Bausubstanz konnte sich keine Wohnbehaglichkeit einstellen. Die dünnen Ziegelwände, die Böden und die nicht gedämmte Decke zum kalten Dachraum kühlten in der kalten Jahreszeit stark aus. Durch die daraus folgende niedrigen Oberflächentemperaturen zog es zudem: der große Temperaturunterschied zwischen Bauteiloberflächen und der durch die Wärmequelle erwärmten Raumluft führt zu einer unangenehmen Thermik. Auch Einheizen hilft nicht.

Die am Thermometer abgelesene Raumtemperatur verspricht eine Behaglichkeit, die aber nicht eintritt. „22 Grad und kalte Füße“ sind dafür ein typisches Phänomen.

(1) Sanierter Altbestand mit Satteldach. Nach Süden und Norden die Erweiterungen mit Pultdach (2) Die Loggia auf der Südseite bietet einen fantastischen Blick zum Untersberg (3) Grundofen mit hauswirtschaftlicher Funktion im Lehm-/Holz-Ambiente

Ein wichtiger Sanierungsansatz war daher, die Oberflächentemperatur der Bauteile durch geeignete Wärmedämmung und Austausch der Fenster deutlich anzuheben. Ergänzend dazu, und ebenso wichtig, erfolgte eine Umstellung der Wärmeabgabe von Konvektions- auf Strahlungswärme. Strahlungswärme vermeidet eine übermäßige Aufheizung der Raumluft; durch die kurzwelligen Wärmestrahlen werden vor allem die Bauteile, Gegenstände und die Körper der Bewohner warm. Ähnlich wie in der Sonne. Wenn sich Oberflächentemperatur der Bauteile und Raumlufttemperatur annähernd gleichen, entfallen die Zugerscheinungen und die Bewohner empfinden echte Behaglichkeit.

In Umsetzung des baubiologischen Sanierungskonzepts wurden die bestehenden Ziegel-Außenwände außen mit einer 14 cm starken Kantholzkonstruktion versehen, welche in ihren Gefachen die Holzfaser-Wärmedämmung aufnimmt. Als winddichter Abschluss der Dämmebene dient eine 2,2 cm starke hydrophobierte Holzweichfaserplatte mit Nut und Feder. Eine hinterlüftete Holzfassade, ausgeführt als senkrechte Boden-/Deckelschalung in naturbelassener Lärche, bietet dauerhaften Schutz.

Die Ziegel-Hohlkörperdecke über dem Erdgeschoss erhielt dachbodenseitig eine Dampfbremspappe und 28 cm Holzweichfaserplatten-Dämmung. Als begehbarer Dachbodenbelag wurden 25 mm Gipsfaser-Trockenestrichelemente schwimmend auf die Dämmplatten aufgelegt und an den überblatteten Übergängen in sich verschraubt.

Die neuen 3-fach verglasten Holzfenster sind innen aus Fichten- und außen aus Lärchenholz. Ihre Einbauposition ist nunmehr die Dämmebene der Außenwand. Konstruktiv sind sie dort mit dem Holzrahmenwerk verschraubt. Als Fugenfüller dient kein baubiologisch bedenklicher PU-Schaum, sondern Schafwolle. Außen überdämmt die Holzweichfaserplatte den Fensterrahmen. Innen sind die Elemente luftdicht mit dampfbremsenden Klebeband abgeklebt.

Als Strahlungswärmeheizung dient ein neu gemauerter und weiß verputzter Grundofen, der zentral im nunmehr offen gehaltenen Grundriss platziert wurde und auch hauswirtschaftliche Funktionen (Backfach, Warmhalteplatte) erfüllt.

Die Innenseite des Mauerwerks und die Geschossdecke erhielten einen Lehmputz. Der Putz soll zumindest zunächst die natürliche Lehmfarbe braun behalten. In Verbindung mit dem ansonsten verbauten hellen Fichtenholz ergeben sich damit optisch weiche Kontraste. Sollte später einmal ein anderes Erscheinungsbild gewünscht sein, kann der Lehmputz mit Silikat- oder Kaseinfarbe gestrichen werden.

Die ursprünglich 45 m2 Wohnfläche wurden durch einen südseitigen und einen nordseitigen Anbau knapp verdoppelt. Der bergseitige Nordflügel dient als großzügig überdachter Windfang-/Dielenbereich und beherbergt das barrierefreie Bad. Durch die quadratische Dachverglasung fällt sehr viel Tageslicht ein.

Mit dem Anbau zur Talseite im Süden konnte das nötige zweite Schlaf- und Arbeitszimmer ebenso realisiert werden, wie eine Erweiterung des Wohnraums. Der überdachte und rund 11 m2 große Balkon wurde schnell zum Lieblingsplatz der Bewohner. „Dieser geschützte Freisitz mit seiner überwältigenden Aussicht ist für uns mehr wert, als ein weiteres Zimmer im Haus“, sind sich die Bauherren einig.

Die großen Fenster auf der Südseite haben nur eine niedrige Brüstung von 50 cm. Dadurch ermöglichen sie auch vom Sofa und Bett aus eine freie Sicht in die Natur. Im Winter füllt die tiefstehende Sonne weit in die Räume ein und erwärmt die lehmverputzten Ziegelwände, welche die gespeicherte Wärme zeitverzögert wieder abgeben. Durch die sanierte und zum Teil neu gebaute Außenhülle geht nur sehr wenig Energie verloren. Damit leistet die passive Nutzung solarer Energie einen Beitrag zur Gesamtenergieeffizienz des Hauses.

Der südseitige Dachüberstand bietet bei hohem Sonnenstand im Sommer eine konstruktive Verschattung der Glasflächen, so dass auf Rollläden oder Raffstore verzichtet wurde. Das spart nicht nur Baukosten, sondern ermöglicht auch zur warmen Jahreszeit ungehinderte Ausblicke.

Die neu gebauten Wände wurden in leimfreier Holzrahmenbauweise ohne OSB-Platten erstellt. Eine diagonal über die Rahmenhölzer vernagelte Vollholzschalung mit Nut- und Federverbindung steift die Wände aus.

Durch die starke Hanglage liegt der Fußboden des südlichen Anbaus etwa 2,70 m über dem Gelände. Eine konventionelle Fundamentierung war wegen festgestellter Hangerosion statisch nicht möglich. Daher wurde das Streifenfundament des Bestandes verstärkt und darauf mit Stahlrohrstreben ein Auflager für die Kreuzlagendecke geschaffen, welche den Anbau trägt. Diesem kommt das optisch sogar zugute, da er zu schweben scheint.

Die Freude der Bauherren ist groß. Sie haben sich ihren baubiologischen Wohntraum in toller Lage unter Einhaltung ihres Budgets erfüllt.

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Architektur + Handwerk Schlagwörter: Anbau, Ferienhaus Sanierung, Umbau

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Michael Mark ist Leiter einer Baubiologischen Beratungsstelle IBN in 9141 Eberndorf (Österreich) und 77963 Schwanau (Deutschland)

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