Pendler: Tipps für Berufspendler mit Bahn, Auto oder Fahrrad - manager magazin

2022-09-17 13:25:28 By : Mr. Jason Lau

Berufspendler: Per App und Faltrad schneller zum Ziel

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland pendeln zum Büro. Das bedeutet, sie wechseln auf dem Weg vom Wohnort zum Arbeitsplatz die Gemeinde. Dabei braucht knapp ein Drittel aller Pendler sogar mehr als 45 Minuten zum Arbeitsplatz - und das morgens und abends. Während ihre glücklicheren Kollegen schon am Ziel sind, stehen sie in überfüllten Zügen oder ärgern sich über Staus.

Das kostet nicht nur Zeit, sondern belastet auch die Gesundheit. Deswegen stellen wir Ihnen nachfolgend ein paar Entspannungshilfen vor, um das Pendeln zu erleichtern:

Der DB-Navigator der Deutschen Bahn gibt Auskunft über alle Bahnverbindungen, egal ob Fern- oder Nahverkehr. Benutzer können nachsehen, ob ihr Zug Verspätung hat oder sich ein Ticket aufs Handy buchen. Mittlerweile ist das in einigen Verkehrsverbänden auch für Regionalzüge und S-Bahnen möglich.

Doch gerade im Nahverkehr hat der DB-Navigator seine Grenzen. Gibt es größere Störungen im Bahnnetz, weichen die Informationen in der App auch mal von den Infos auf der Webseite, auf Anzeigetafeln oder in Durchsagen ab. Um dieses Problem vor allem für den Nahverkehr zu lösen, hat die Deutsche Bahn Anfang letzten Jahres eine neue App auf den Markt gebracht: Den DB Streckenagenten.

User der neuen App können sich ihre gewohnten Strecken und Zeiten anlegen und werden vom DB-Streckenagenten per Push-Nachricht informiert, wenn Züge ausfallen oder sich verspäten. Ihnen werden alternative Verbindungen angezeigt, mit denen sie trotzdem ans Ziel kommen. Und wer Angst davor hat, in einem unbekannten Bahnhof seinen Anschlusszug nicht zu finden, dem wird mit Bahnhofsplänen in der App Abhilfe geschaffen.

Warum die Funktionen des Streckenagenten nicht im DB-Navigator integriert sind, bleibt allerdings ein Rätsel. Es ist für Nutzer aufwändig, zwischen zwei Apps zu wechseln, wenn sie zum Beispiel im DB Navigator ihr Ticket gespeichert haben, aber im Streckenagenten nach alternativen Verbindungen Ausschau halten. Außerdem gab es in Einzelfällen Kritik von Usern: Falls Schneefälle oder Unwetter das Bahnnetz komplett lahmlegen, konnte auch der Streckenagent nicht mehr zuverlässig helfen.

Apps, die mehr Funktionen bieten als Navigator und Streckenagent, sind Mangelware. Für Busse und Bahnen gibt es von den städtischen Verkehrsbetrieben in der Regel eigene Apps, die genauer Informationen über Abfahrtszeiten und Verspätungen liefern.

User können bis zu zwölf Ziele eingeben, die sie häufig ansteuern. Diese Ziele werden auf der App-Startseite angezeigt und Nutzer müssen sie nur noch per Wisch auf dem Smartphone verbinden. Das spart gegenüber dem DB-Navigator Zeit, doch die Informationen sind dieselben: Pendel Panda greift auf die Verbindungssuche der Deutschen Bahn zu. Außerdem kann die Werbung, die in der App immer wieder angezeigt wird, stören. Für drei Euro gibt es eine werbefreie Version.

Öffi gehört zu den beliebtesten Pendler-Apps. Sie greift auf die Daten vieler Verkehrsverbünde zu und bietet daher recht zuverlässige und aktuelle Verbindungsinformationen. User können sich Haltestellen in ihrer Nähe anzeigen lassen, inklusive Abfahrtszeiten. Muss ein Pendler mehrmals umsteigen, wird ihm in einem Ablaufdiagramm angezeigt, wo er wechseln muss. Nutzer können außerdem das gesamte Streckennetz des Verkehrsverbundes abrufen. Die App ist kostenlos, ist allerdings nicht mehr im GooglePlay-Store erhältlich, sondern nur noch als Open Source-Version auf GitLab.

Ein klassischer Pendler-Albtraum: Alle Sitzplätze im Zug sind belegt. Die Deutsche Bahn bietet daher seit 2017 auch Reservierungen für Nahverkehrszüge an. Dauerkunden mit Abo-Karte können für 40 Euro im Jahr einen Sitzplatz sichern. Allerdings gilt die Reservierung nur für die ausgewählte Verbindung. Verpasst der Pendler also mal seinen Zug, ist auch die Sitzplatz-Reservierung perdu. Zudem gilt das Angebot bisher nur in acht Bundesländern.

Bei Einzelfahrten können DB-Kunden für einen Euro Reservierungen dazu buchen, allerdings ganz altmodisch nur am Fahrkartenautomaten. Spontanfahrern hilft das nicht, und das Angebot gilt bisher auch nur für ausgewählte Strecken, etwa zwischen Mainz und Mannheim.

Welche Bahncard sich am meisten lohnt

Wer so viel ICE fährt, dass er im Jahr mehr als 4 270 Euro ausgibt, sollte sich eine Bahncard 100 zulegen. Für alle anderen Vielfahrer lohnt sich bereits eine Bahncard 50 oder 25. Auf Sparpreise geben beide Bahncards 25 Prozent Rabatt. Sparpreise gelten jedoch nur für eine bestimmte Verbindung. Wer aber flexibel sein möchte, etwa wenn der gebuchte Zug verspätet und ein anderer pünktlicher ist, sollte einen Flexpreis buchen. Auf diese Verbindungen gibt es mit der Bahncard 50 den halben Preis, mit der Bahncard 25 müssen Pendler immer noch drei Viertel des eigentlichen Preises zahlen.

Ein Klassiker für Autofahrer ist Google Maps. Staus und stockender Verkehr werden in der App als rote oder orangene Streckenabschnitte angezeigt, sodass Pendler wissen, wo sie besser einen Umweg fahren sollten.

Die App-Software lernt, welche Strecken der User bevorzugt. Nicht nur Staus, Polizeikontrollen und Straßensperren, sondern auch Benzinpreise für die jeweilige Route kann Waze anzeigen. In einer Community-Funktion können sich die Nutzer gegenseitig über besondere Vorkommnisse im Verkehr informieren. Die App ist kostenlos und hat im Play Store eine Userwertung von 4,6 von 5 Sternen.

Im Vergleich zu Waze legt die INRIX-App noch stärker den Fokus aufs Pendeln. Ein Abfahrtsalarm meldet dem User rechtzeitig per Push, wann er losfahren muss - dabei wird die aktuelle Verkehrslage berücksichtigt. Die kostenlose App hat eine Play Store-Wertung von 4 Sternen.

Falls gar nichts mehr geht - MyTaxi

Das Meeting rückt näher, der Zug ist aber leider noch in weiter Ferne? Manchmal hilft da nur noch ein Taxi, doch wer kein Bargeld hat, ist schnell aufgeschmissen. In der MyTaxi-App können User auch bargeldlos per Kreditkarte oder Paypal zahlen. Das Taxi bestellen Nutzer per App. Sie können in Echtzeit verfolgen, wie lange es dauert, bis das Taxi bei ihnen hält. Allerdings sind Taxis, die mit der App kooperieren, nicht in jeder Stadt gleichmäßig verteilt, weshalb Kunden manchmal länger warten müssen.

Früher zeichneten sich Klappräder eher durch ihr seltsames Erscheinungsbild aus als durch ire Handlichkeit. Mittlerweile gibt es aber Modelle, die so klein sind, dass sie in die Ablage über den S-Bahn-Sitz passen.

Der Klassiker unter den Falträdern: Die Londoner produzieren Klappräder, die für kurze Strecken konzipiert sind. Das Brompton-Faltrad gilt derzeit als das kleinste Klapprad auf dem Markt. Zusammengelegt ist es 58,5 mal 56,5 mal 27 Zentimeter groß und nimmt in U-Bahn und Bus daher wenig Platz weg. Das Rad zusammenzuklappen dauert laut Hersteller weniger als eine halbe Minute. Im Test bestätigt sich: Mit ein wenig Übung lässt sich ein Brompton-Rad (hier im Test  ) tatsächlich sehr schnell falten. Allerdings bedarf es ein wenig Fahrpraxis, damit nicht jedes Kopfsteinplaster zur Qual wird. Außerdem sind Bromptons ein teurer Spaß: Unter 1000 Euro geht nichts.

Der deutsche Ingenieur Karsten Bettin möchte mit seinen Kwiggle-Falträdern Brompton Konkurrenz machen. Mit 55 x 40 x 25 Zentimetern sind die Räder kleiner als die von Brompton - und mit 8,5 Kilogramm auch rund zwei Kilo leichter. In wenigen Handgriffen lässt sich ein Kwiggle auf die Größe eines kleinen Rollkoffers zusammenklappen. Optisch ist das Faltrad allerdings gewöhnungsbedürftig und sieht eher aus wie ein Roller. Zwischen dem Sattel und der Gangschaltung befindet sich nur Luft. Wer fährt, steht eher als dass er sitzt. manager-magazin.de hat das Faltrad selbst ausprobiert: Es lässt sich leichter fahren als gedacht. Allerdings sind Kwiggle-Räder noch nicht regulär erhältlich. Zwischen September und Dezember 2018 sollen die ersten Exemplare für 1500 Euro an Kunden geliefert werden (hier geht es zum Kwiggle-Praxistest).

Bike-Sharing boomt. Gab es vor wenigen Jahren nur das DB-Angebot "Call a Bike", sind es mittlerweile so viele Anbieter, dass in einigen Städten Beschwerden laut werden: Die Mieträder würden Gehwege zustellen. Nicht alle Anbieter sind seriös: Verbraucherschützer warnen, dass es in den zugehörigen Apps einiger Leihrad-Firmen mit dem Datenschutz nicht so genau genommen wird. Außerdem sind insbesondere die Leihräder asiatischer Anbieter in der Qualität fragwürdig.

Das Fahrradverleihsystem der Deutschen Bahn ist nach eigenen Angaben Marktführer und in mehr als 40 Städten verfügbar. Die Ausleihstationen sind allerdings in einem Großteil der Städte nur an ICE-Bahnhöfen zu finden, in Großstädten wie Frankfurt oder Hamburg dagegen in der gesamten Stadt. Die Preise sind erschwinglich: Es gibt einen Basistarif für Gelegenheitsnutzer von drei Euro im Jahr. Eine halbe Stunde auf dem Rad kostet dann einen Euro. Doch wer regelmäßig mit dem Mietrad pendelt, zahlt eine Jahrespauschale von 49 Euro und fährt dafür die erste halbe Stunde kostenlos. Im Google Play Store hat die zugehörige Call a Bike - App allerdings nur eine mäßige Bewertung - viele Nutzer bemängeln, dass es zu wenige Stationen gibt.

Das Leipziger Unternehmen ist der größte unabhängige Fahrradverleih in Deutschland und bietet seine Leihräder in über 50 deutschen Städten und 25 Ländern an. Um Räder ausliehen zu können, müssen Nutzer sich im Internet oder in der App registrieren. Dort wird ihnen auch angezeigt, wo sich die nächsten Stationen befinden, an denen sie sich ein Rad leihen können. In den App-Bewertungen beschweren sich allerdings einzelne User, dass nicht immer zuverlässig angezeigt wird, ob tatsächlich auch ein Rad verfügbar ist. Die Preise sind ähnlich wie bei Call a Bike: Der Jahrestarif kostet 48 Euro.

Der Rhein-Main Verkehrsbund (RMV) wirbt damit, in seiner App Leihrad-Standorte anzuzeigen. Außerdem kooperiert er mit den Mainzer Verkehrsbetrieben, die ein eigenes Verleihsystem mit rund 100 Stationen haben. In Zusammenarbeit mit Emobil bietet RMV in Offenbach und Umgebung auch Zugriff auf 20 Pedelecs. Das sind Elektrofahrräder, deren Fahrer allerdings nur von einem Elektroantrieb unterstützt wird, wenn er gleichzeitig selbst in die Pedale tritt.

Der Verkehrsbund Rhein-Ruhr vertreibt mit Metropolradruhr das nach eigenen Angaben größte öffentliche Verleihradsystem. Die Kooperation mit Nextbike hat Stationen in den Städten Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen.

Auch der Verkehrsbund Rhein-Neckar arbeitet mit Nextbike zusammen. In Mannheim stehen an 25 Stationen 300 Fahrräder bereit, Studenten fahren die erste halbe Stunde kostenlos.

Regiorad-Stuttgart ist eine Zusammenarbeit mit Call a Bike und stellt an fast 100 Stationen rund 800 Räder und 100 Pedelecs zur Vergügung.

Der Verkehrsbund Rhein-Sieg (VRS) macht mit den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) gemeinsame Sache. Auch die KVB-Räder werden von Nextbike vertrieben. Der Vorteil: Kunden müssen die Räder nicht zwingend an den Stationen anschließen, sondern können sie an geeigneten Plätzen im gesamten Stadtgebiet abstellen.

Noch sind elektrische Kickroller, sogenannte E-Floater auf Deutschlands Straßen nicht zugelassen, doch die Bundesregierung möchte das einem Bericht von "Gründerszene" zufolge noch in diesem Jahr ändern. Dann wäre der Weg frei für Angebote wie des estnischen Start-Ups Stigo  , die faltbare E-Roller anbieten. Geplant ist auch, Stigo-Roller in Flotten an Unternehmen auszuliefern, deren Mitarbeiter dann leihweise die letzten Meter zur Arbeit elektronisch zurücklegen können. In Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf und Stuttgart gibt es bereits mit "Emmy" ein Elektroroller-Sharing-Anbieter. Fortbewegen können sich Emmy-Kunden für 19 Cent pro Minute.

Marktforscher Stephan Grünewald: "Die Zugfahrt ist eine der wenigen Dehnungsfugen, die uns im Alltag bleiben"

Interview: "Im Zug arbeiten macht unkreativ"

Schnell nochmal ein paar Excel-Zahlenreihen durchrauschen lassen oder eine Präsentation vorbereiten - viele Pendler arbeiten bereits im Zug zum Büro. Bloß nicht, sagt Psychologe Stephan Grünewald. Der Leiter des Marktforschungsinstituts "Rheingold" und Autor von "Die erschöpfte Gesellschaft" warnt: Wer im Zug schon den Laptop aufklappt, hat auf der Arbeit keine guten Einfälle mehr.

Sie leiten ein Marktforschungsinstitut, sind Autor und haben Familie. Wie oft sind sie mit dem Zug unterwegs?

Etwa eins bis zweimal die Woche.

Arbeiten Sie auch im Zug?

Ja, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber ich rate davon ab. Die Zugfahrt zum Büro und nach Hause ist eine der wenigen Dehnungsfugen, die uns im Alltag bleiben. Das ist eine Zeitspanne, in der wir weder arbeiten müssen, noch häuslichen Verpflichtungen nachgehen müssen. Wenn wir uns diese Zeit auch noch verplanen, nehmen wir uns unsere Kreativität und Innovativität.

Wieso sollte sich Arbeiten im Zug auf unsere Kreativität auswirken? Wir sparen doch Zeit.

In genau dieser Denkweise liegt das Problem. Wir wollen immer Zeit sparen, effizient sein. Ich nenne das besinnungslose Betriebsamkeit. Viele Arbeitnehmer denken, sie müssten bis zur Erschöpfung arbeiten. Schöpferisch ist das aber nicht. Gute Ideen habe ich nicht, wenn ich gebannt auf meinen Laptop starre, sondern wenn ich entspannt bin, eine Pause mache.

Also soll ich im Zug tatenlos herumsitzen?

Es kommt darauf an, wie lange ich unterwegs bin. Wer wegen einer Dienstreise sechs Stunden Zug fährt, muss seinen Arbeitstag nicht tatenlos verstreichen lassen und kann ruhig etwas erledigen. Aber auch hier immer dran denken: Pausen machen.

Wer jeden Morgen mit der Regionalbahn zum Büro pendelt, sollte die Zeit lieber zum Perspektivwechsel nutzen. Schauen Sie aus dem Fenster oder lesen Sie ein gutes Buch. Manchmal erweitert auch ein Gespräch mit Mitfahrenden den Horizont. Wir leben ja sonst oft in einer Blase und reden nur mit Menschen, die uns ähnlich sind.

Berufspendler: Per App und Faltrad schneller zum Ziel

Marktforscher Stephan Grünewald: "Die Zugfahrt ist eine der wenigen Dehnungsfugen, die uns im Alltag bleiben"