Architektur: Der Londoner Kristallpalast war ohne Vorbild - Technik - FAZ

2022-09-10 14:17:37 By : Ms. Vicky Lin

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B auwerke sind das Produkt aus Gestaltungswillen und Ingenieurskunst. Aus dem kreativen Dialog von Architekten und Ingenieuren entstehen beispielhafte Entwürfe und außergewöhnliche Konstruktionen, die als "Ausrufezeichen der Architektur" besondere Entwicklungsschritte der Baukunst markieren. Unsere Serie stellt in loser Folge einige Höhepunkte bauingeniösen Schaffens vor und beleuchtet ihre konstruktiven Details. Das heutige Beispiel macht dabei eine kleine Ausnahme: Der anläßlich der ersten Weltausstellung in London errichtete Kristallpalast.

Der britische Gärtner Joseph Paxton baute 1851 in London einen Palast, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Leicht und grazil schien die gewaltige Konstruktion aus Eisen, Glas und Holz drei Geschosse hoch im Hyde Park zu schweben - ein angemessenes Heim für die erste Weltausstellung. Der "Crystal Palace", wie die Ausstellungshalle bald genannt wurde, war nicht nur ästhetisch, sondern vor allem technisch ein Wegbereiter modernen Bauens.

Die Ausstellungshalle entstand in nur sieben Monaten, Gefache mit einem Raster von 7,3 Meter (24 Fuß) gaben das Modul für die vertikale und horizontale Aufteilung des Baus vor. Der Kristallpalast war zwar kein Skelettbau im modernen Sinn, dafür fehlte ihm vor allem das Merkmal der Trennung zwischen Tragwerk und raumabschließenden Elementen. Doch mit der durchgehenden Rasterung und dem Einsatz in Serienproduktion vorgefertigter Bauelemente nahm Joseph Paxtons Entwurf moderne Konstruktionsprinzipien vorweg. Sigfried Giedion hob in "Space, Time and Architecture" diese Sonderstellung des Baus hervor und beschrieb den Kristallpalast als "die Verwirklichung eines neuen Baugedankens, für den es kein Vorbild gab". Von dieser Euphorie des Architekturhistorikers war die Jury noch weit entfernt, die 1850 über die für den Bau einer Ausstellungshalle eingereichten Entwürfe zu entscheiden hatte. Prinzgemahl Albert hatte sich als Präsident der englischen "Society of Arts" persönlich an die Spitze der Bewegung gesetzt, die für eine Weltausstellung in der britischen Kapitale warb. Doch von den mehr als 200 eingereichten Entwürfen entsprach keiner dem Anspruch nach einem vorübergehend zu errichtenden und doch repräsentativen Bauwerk für eine Warenschau bisher unbekannter Größe. Schließlich schlugen die Schiedsrichter des Architektenwettbewerbs selbst einen wenig inspirierten Bau vor: massiv, groß, teuer und konservativ. Knapp ein Jahr vor der Ausstellung wäre diese Alternative aber sowieso nicht mehr zu realisieren gewesen. Sollte also die erste Weltausstellung daran scheitern, daß England ihr keine angemessene Halle bieten konnte? Zu diesem Zeitpunkt hatten sich doch schon mehr als 14 000 Aussteller angemeldet.

Die öffentliche Meinung begann bereits, sich gegen das Projekt zu richten, als Sir Henry Cole, Initiator der Weltausstellung, den Gärtner, Botaniker, Eisenbahnmagnaten und Erfinder Joseph Paxton als Architekt des Ausstellungspalastes vorschlug. Paxton hatte vor allem mit seinen Gewächshauskonstruktionen von sich reden gemacht - vor allem mit dem "Lily House", in dem es ihm 1849 gelang, erstmals eine Seerose der Art Victoria amazonica auf den Britischen Inseln zur Blüte zu bringen.

Am 6. Juli erschien ein erster Zeitungsbericht über den unabhängigen Entwurf, den der Architekt angeblich spontan auf ein Löschblatt gezeichnet hatte. Wahrscheinlicher ist wohl, daß Paxton bei einem Mittagessen mit Cole anhand der Skizze einen bereits in Grundzügen bestehenden Entwurf erläuterte. Das Publikum zeigte sich jedenfalls hingerissen vom Plan, ein dreistöckiges Ausstellungsgebäude aus Glas und Eisen zu bauen. Am 26. Juli stimmte auch die Kommission der Society of Arts zu. Baubeginn war schon am 30. Juli, die erste Stütze wurde am 26. September in Anwesenheit von Königin Victoria gestellt.

Vorgefertigte Guß- und Schmiedeeisenteile

Paxton setzte als Baumaterial konsequent auf vorgefertigte Teile aus Guß- und Schmiedeeisen sowie standardisierte Glasscheiben - die größten, die britische Glashütten damals herstellen konnten. Abgesehen von der Fundamentierung, beschränkte sich die Konstruktion auf Trockenbau mit normierten Teilen, die durch Menschenkraft bewegt und befestigt werden konnten. Als Gerüst für den Bau diente die Eisenkonstruktion selbst. So ließ sich der enge Zeitplan von sieben Monaten einhalten, um das 563 Meter lange und 124 Meter breite Gebäude rechtzeitig zur Eröffnung zu errichten.

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Der Londoner Kristallpalast war ohne Vorbild

Der Londoner Kristallpalast war ohne Vorbild

Für die Weltausstellung 1851 wurde der Kristallpalast von Joseph Paxton gebaut und später wieder abgetragen.

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